Bevor wir über Digitales reden – wie ist Ihr Unternehmen im analogen Leben entstanden?
Stefan Preuss:
Mein Urgroßvater hat mit Souvenirs aus fernen Ländern gehandelt und ein Geschäft an den Hamburger Landungsbrücken aufgemacht. Nach dem Krieg hat mein Großvater es übernommen, und die Firma ist expandiert. In St. Peter Ording gibt es übrigens immer noch einen Laden aus dieser Zeit. Ich habe die Lust am Handel und den Faible für Maritimes anscheinend geerbt.
Wie haben Sie sich dann konkret vom Familienerbe freigeschwommen?
Stefan Preuss:
Ich bin in Hamburg geboren, habe Kaufmann gelernt und BWL studiert. Dann habe ich mich sofort ins Online-Business gestürzt. Zuerst als Angestellter, nach vier Jahren aber schon als Selbstständiger. Mein Shop für maritime Dekoration, Wohnaccessoires und Mode ging 2004 online. In der heutigen Form gibt’s uns seit 2013 – als mare-me.de und deko-maritim.de. Das Unternehmen sitzt mittlererweile in Berlin. also nicht direkt an der offenen See
Ein echtes Ladengeschäft kam für Sie nie infrage?
Stefan Preuss:
Nein, ich habe im Online-Handel immer das größere Potenzial gesehen. Natürlich ist ein kleiner, feiner Laden schön, aber ich trieb mich immer schon lieber beruflich im Internet herum.
Welche Vorteile sehen Sie im E-Commerce?
Stefan Preuss:
Ich erreiche damit viel mehr Kunden als im stationären Handel. Und zwar überall auf der Welt. Das ist schon eine irre Vorstellung. Gerade als Nischenanbieter eröffnet uns das erfreuliche Möglichkeiten. Reichweite und Bekannheitsgrad spielen für unseren Erfolg ja eine maßgebliche Rolle. Man kann 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in unserem Shop stöbern. Also auch und vor allem jenseits von Ladenöffnungszeiten. Das macht auch mich als Unternehmer viel flexibler. Außerdem kann ich via Internet schnell auf Entwicklungen im Markt reagieren.
Gibt es auch Nachteile?
Stefan Preuss:
Die Gefahr ist groß, dass es nicht bei einem 8-Stunden-Tag bleibt. Schließlich kommt man auch im Wohnzimmer in seinen Shop. Bestellungen, Kunden- und Retourenanfragen können zu jeder Tages- und Nachtzeit eintrudeln und wollen rasch bearbeitet werden. Aber im Grunde ist alles eine Frage der Organisation und Disziplin. Zum Glück muss ich den Laden aber ja nicht alleine schmeißen. Auf meine Mitarbeiter ist absolut Verlass. Da bin ich wirklich dankbar.
Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass Online-Shops dem lokalen Einzelhandel schaden?
Stefan Preuss:
Da ist natürlich was dran. Meiner Meinung nach gibt es Artikel, die muss man im Geschäft vor Ort kaufen. Weil sie hohen Erklärungs- und Beratungsbedarf haben, weil man sie an- oder ausprobieren und anfassen muss. Für Dekoartikel gilt das nicht. Die kann man sich hervorragend auch auf dem Laptop oder Smartphone ansehen. Genaue Beschreibungen zu den Objekten liefern wir ja mit. So kann man sich eine ziemlich konkrete Vorstellung machen. Übrigens gehen viele Läden ja beide Wege, stationär und online.
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